Zusammen mit meiner Freundin Claudia reiste ich bereits am Freitag nach Italien in das Tal Val di Fiemme. In unserem Hotel hatten sich auch die norwegischen Spitzenläufer Frode Estil und Odd- Björn Hjelmeset einquartiert samt Betreuerstab. Dies erwies sich als Glücksfall. Die Norweger gaben mir bereitwillig Auskunft über Testergebnisse und über ihre definitive Waxmischung. Ich waxte somit dasselbe wie die Norweger. Nur beim näheren Betrachten stellte ich fest, dass die gewaxte Abstosszone nur etwa 15cm betrug. Also sehr kurz. Das geht nur wenn man kräftige Oberarme hat!
Am Samstag lief ich auf der Strecke, um einen Eindruck zu bekommen. Es ging gleich nach dem Start hoch und dann war es ein stetes auf und ab. Und dass während den ersten 18Km bis zum Dorf Canazei. Ich lief nur ein Teil davon. Wusste aber am Renntag, was mich am Anfang erwartet.
Der Start erfolgte am Sonntag um 8.15Uhr in Moena. Ich konnte vom Hotel direkt zum Start laufen. Die Distanz betrug genau 2Km. Die ersten 200 starteten gemeinsam. Wir vom 2.Block wurden gruppenweise ins Startfeld reingelassen, konnten in aller Ruhe die Ski montieren und dann über die Startlinie das Rennen beginnen. Ein Chip löste die Zeit aus. Ein wie ich fand, geniales Prozedere. Der ganzen üblichen Starthektig wurde so entgegengewirkt. Im ganzen gab es 10 Blöcke mit ca. 5600 Startenden.
Da ich bezüglich meiner Form unsicher war, startete ich vorsichtig und zu meiner Freude lief mein Motor gar nicht so schlecht wie befürchtet. Bis Canazei lief ich mit einer Gruppe mit. Uns blies ein kräftiger Föhnwind entgegen. Manchmal von der Seite, dass man aufpassen musste, den Stock nicht zwischen die Beine zu stecken. Dann kam der Wendepunkt und es ging ca. 50Km leicht runter mit kleinen gemeinen Gegensteigungen. Doppelstock – Doppelstock – Doppelstock und nochmals Doppelstock. Bei den Gegensteigungen hielt der Ski nicht mehr. Ich hatte mein Ski auch so gewaxt. Wie die meisten. Denn runter mussten die Ski vor allem schnell gleiten. So hiess es entweder tändeln oder durchstossen. Natürlich gab es auch Bescheisser, die hochskateten. Ich hielt mich an die klassischen Regeln. Schnell bekam ich zu spüren, dass ich trotz schnellen Skis mit meinen Doppelstockeinsätzen nicht mit vielen mithalten konnte. Bei manchen fragte ich mich, wie die mit ihrer Technik überhaupt nach Canazei gekommen sind. Aber beim Doppelstockeinsatz, da konnten sie Gas geben.
Leider fiel mir ein Konkurrent in einer Abfahrt direkt vor die Füsse. Ich hatte keine Chance auszuweichen und dementsprechend fiel ich über ihn hinweg. Ich brauchte eine Weile bis ich wieder meinen Lauf fortsetzen konnte. Der Sturz löste in meinem rechten Oberschenkel einen Krampf aus. Es dauerte eine Zeitlang, bis ich mich von diesem Zwischenfall erholt hatte. Solche Sachen gehören halt dazu. Höhepunkte waren jeweils die Durchquerung der Dörfer. Hunderte standen Spalier und feuerten uns an. Die Stimmung ist schon besonders am Marcialonga. Beim Vasaloppet war man kilometerweise in Wälder unterwegs, wo kein Mensch anzutreffen war.
Die letzten 3Km waren dann wieder von anderer Natur. Es ging wirklich steil hoch zum Ziel in Cavalese. Vor der Steigung hatte es einen Toko Waxposten. Ski ausziehen, Klister drauf und dann weiter war die Devise. Wenn jemandem diese eine Minute nicht wert war anzuhalten, der musste sicherlich büssen. Ich war heilfroh, konnte ich abstossen und so einigermassen anständig dem Ziel näher kommen.
Ich erreichte das Ziel nach 4.10Std. als 368.. Nun ja, bestimmt für mich keine Spitzenzeit und Rang. Meine Leistung war durchzogen. Einerseits bin ich froh und glücklich den Marcialonga absolviert zu haben. Andererseits, mit ein wenig mehr Selbstvertrauen kann ich Einiges mehr Leisten. Das weiss ich. Die Rennen zuvor hatten eben arg an meinem Selbstvertrauen genagt.
Ich schaue aber auf ein positives Wochenende zurück. Die Erfahrungen, die ich machen durfte, werden mich weiterbringen. Der Marcialonga war nach dem Vasaloppet im 2006 erst das 2. wirkliche Langdistanzrennen. Die fangen für mich über 50Km an. Mir gefallen solche Herausforderungen immer mehr. Für mich persönlich muss man den Vasa und Marcialonga irgendwann in seinem Leben absolviert haben, um sich als echten Langläufer bezeichnen zu dürfen. Das ist wie gesagt meine persönliche Meinung.
Ich bin überzeugt, in den nächsten Jahren einen Top Tag zu erwischen und dann mein Leistungspotential voll ausschöpfen zu können. Nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder am Vasaloppet teilzunehmen. Darauf freue ich mich!
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