Das Tinzenhorn ist während meines Lebens immer präsent gewesen. Von meinem Heimatdorf Lantsch/Lenz sieht man ihn sehr gut und von Davos aus ist er sogar der prägende Berg! Schon lange wollte ich mind. einmal in meinem Leben auf dem Gipfel des Tinzenhorn stehen und von der einen Seite Lenz und von der anderen Seite Davos sehen.
Die Davoser nennen ihn liebevoll: der kleine Davoser Matterhorn wegen seines Aussehens.
Das Tinzenhorn ist kein Berg den man auf einen markierten Wanderweg besteigen kann. Da ist Bergsteigen gefragt. Darum war für mich immer klar, dass ich die Besteigung nur mit einem Bergführer in Angriff nehmen werde. Er ist wegen das viele lose Geröll bekannt und wird in Bergsteigerkreisen etwas abfällig Geröllberg genannt.
Ich wusste seit langem mit wem ich da hinauf will! Nämlich mit Jann Kühnis. Am Freitag 27. Juni war es soweit!
Um 04.30Uhr trafen wir uns in Davos und fuhren nach Filisur und mit einer Bewilligung auf einer Alpstrasse zum Ausgangspunkt. Etwa um 5.45Uhr machten wir uns auf dem Weg.
Zuerst kamen wir bei der SAC Hütte Ela vorbei. Die Morgensonne schien bereits Richtung Tinzenhorn wobei der Gipfel noch nicht in Sichtweite lag. Am Anfang ging es einer Geröllhalde entlang stetig aufwärts. Dann aber gab es die Anweisung von Jann: Klettergurt und Helm montieren. Jann nahm mich am Seil, weil es nun so richtig los ging. Nun war meinerseits richtiges Klettern gefragt. Ich betone meinerseits! Für Jann war das wohl easy Work. Er gab mir Anweisungen und ich versuchte mein bestes. Ich war froh, am Seil zu sein, denn bei einem Sturz ohne Seil, würde ich wohl nicht diesen Bericht schreiben. Allzu schwache Nerven liegen nicht drin. In meinem ganzen Leben war ich noch nie an einem Berg so gefordert. Und ich bin viel in den Bergen unterwegs. Der Aufstieg erfolgte über den Ostgrat der die Normalroute ist.
Der Gipfel kam immer näher und nach ca. 21/2 Stunden waren wir oben! Juhee, ich stand tatsächlich auf dem Gipfel des Tinzenhorns! Erstmals konnte ich auf der einen Seite Davos und auf der anderen Seite Lantsch/Lenz sehen. Meine wichtigsten Orte meines Lebens.
Ich genoss die Aussicht mit Jann und meine Sandwichs schmeckten nach der vollbrachten Leistung hervorragend! Mir war aber bewusst, dass der Abstieg noch bevor stand und das dass keine einfache Sache werden wird.
Jann schlug vor über den Westgrat abzusteigen. Etwas, das selbst er als Bergführer an diesem Berg noch nie gemacht hat. Diese Route war also selbst für ihn neu! Für mich spielte es keine Rolle! So machten wir uns wieder auf dem Weg runter. Der Anfang war wie praktisch immer voller Geröll und loser Steine aber es schien mir der einfachere Weg für den Abstieg. Das sollte sich aber ändern. Die Schlüsselstellen standen uns noch bevor. Als wir plötzlich an einem Felsvorsprung standen, hiess es von der Seite von Jann, so Walter, jetzt muss ich dich abseilen..! Uch, mein Magen zog sich zusammen. Da es kein Weg zurück gab, musste ich da irgendwie runter. Ich getraute nicht, mich voll in den Seil hängen zu lassen. Jann redete gut zu trotzdem stellte ich mich nicht unbedingt heldenhaft an. Irgendwann rutschte ich mehr als ich am Seil hing den Fels runter. Ich war froh, als ich wieder festen Fels unter den Füssen hatte. Dass muss ich für ein nächstes Mal noch üben!
Es ging weiter und nach und nach kam der Talboden näher. Der Abschluss des Abstiegs bildete ein steiler Abhang zwischen Felsen der mich nochmals stark forderte! Als wir bei einem kleinen Bergsee angelangten, war es vollbracht. Ich war erleichtert! An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Jann für seine super Arbeit und Geduld!
Ich bin immer davon ausgegangen eine hohe Trittsicherheit in den Bergen zu besitzen. Nach diesen Tag wusste ich, das ich da wohl Abstriche machen muss. Weil wir über den Westgrat runter gestiegen sind, musste wir nochmals hoch laufen zum Orgelpass um wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen. Das war aber so etwas wie ein Auslaufen!
Mit ein paar Foto möchte ich euch einen Eindruck von diesem für mich prägenden Tag vermitteln….